Das Rathaus als spätgotischer Bau von ca. 1472 bis 1482 wurde zeitgleich mit der Albrechtsburg und großen Kirchenbauten als stolzer Ausdruck des erstarkten Bürgertums in Meißen errichtet. Der Neubau hatte eine vorwiegend repräsentative Funktion. Die Markthalle im Erdgeschoss diente dem Handel und der Saal im 1. Obergeschoss wurde für Feiern und Versammlungen genutzt. Der Große Saal mit fast 600 m² war der größte Profanraum in Deutschland im 15. Jahrhundert.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Rathaus häufig umgebaut und verbaut. Die ursprüngliche Offenheit, Klarheit und Großzügigkeit ging verloren; der Große Saal im Obergeschoss und die Markthalle im Erdgeschoss wurden mehrfach unterteilt und vorwiegend für Verwaltungszwecke umgenutzt.
In der umfassendsten Sanierung des Rathauses seit der Erbauung von 1993 bis 2010 wurde der Große Saal und damit der wichtigste Teil des ursprünglichen Rathauses entkernt und wiederhergestellt. Das Verwaltungsrathaus wurde wieder zum Bürgerrathaus. Neue Bauteile wie das Funktionstreppenhaus, der Evakuierungsturm im Hof und die neue Haupttreppe vom Foyer zum Großen Saal wurden in zeitgemäßer Form zu den erhaltenen historischen Bauteilen ergänzt.